Das Kreuz – Kapitel 5

Weiter gehts mit Teddy`s Reise 😉

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Larissa
Der Anheizer

5. Das Kreuz

Heute wollte Larissa einziehen. Dafür hatte ich schnell nochmal die Wohnung gelüftet und geschrubbt. „ Wenigstens der zweite Eindruck soll ein Guter sein,“ grinste ich und schaute über die Dächer von Tempelhof. Irgendwann am Abend wollte sie kommen mit einem Kleinbus voll Krams.
Ich sah die wunderschönen, weißen Wolken langsam am Himmel ziehen und meine Gedanken kreisten. „Ist das die richtige Art, sich selbst zu therapieren? Geht das überhaupt? Vögeln am Fließband und die Welt ist in Ordnung?“
Ich gelte als nicht therapierbar! Dreimal war ich in den vergangenen Jahren im Kreuzberger Urbankrankenhaus. Immer zwischen vierzehn und dreißig Tagen. Die offene Station war in Ordnung, die schwer psychisch und geistig erkrankten Patienten waren eine Etage höher, in der geschlossenen Abteilung.
Als wirklich krank würde ich mich selbst so auch nicht bezeichnen, die Ärzte attestierten mir das Gegenteil! Ebenso wie meine Freunde, meine Ex und die Arbeitskollegen.
Gewalt war mir immer zuwider, vor allem gegen Frauen und Kinder. Im Inneren wollte ich ein guter Mensch sein! Einer, den man als Freund gewinnen konnte.
Schon früh verspürte ich einen unwiderstehlichen Drang nach allen Formen der sexuellen Lust.
Dummerweise brachte ich mit Anfang zwanzig, 139 stolze Kilo auf die Waage und war mehr ein guter Freund für die Frauen, die sich bei mir ausheulten, wenn sie Liebeskummer hatten. Ich wollte nicht mehr nur guter Freund, Kumpel und Beschützer sein – also beschloss ich schnellstmöglich abzunehmen und fünf Monate später brachte ich vierundsiebzig Kilo auf die Waage. Da klappte es auf einmal auch mit dem Sex!

„Hi ! Na alles gut bei Dir?“ Larissa kam völlig außer Atem die Treppe hoch, ein paar helfende Hände im Schlepptau.
„Ja sicher! Schön, dass du da bist“, freute ich mich beim Anblick des roten Wuschels und nahm ihr die schwere Kiste aus der Hand. „ Ich brüh euch mal einen Kaffee auf“, rief ich in die Runde und die erste Gegenstimme eines Helfers kam sofort.“ Kaffee um die Uhrzeit? Hast Du nicht ein, zwei Bier im Haus?!“ „ Habe im Bus noch eine Kiste, holen wir gleich hoch“, sprach Larissa ihren Helfer an. Tatsächlich war es schon halb elf durch. Da klingelte mein Handy. Wer konnte das sein? Mittwochabend und um die Uhrzeit? Auf dem Display stand eine unbekannte Nummer. „Hi Danny hier, wer am anderen Ende?“ Es meldete sich eine etwas atemlose , weibliche Stimme, „Hi Danny, bist du oben in deiner Wohnung? Hier ist Binca aus dem Inso. Dominique hat mir deine Nummer gegeben. Kannst du mir mal grad hier unten im Keller helfen? Ich muss für das Wochenende was vorbereiten!“ „ Na klar kann ich helfen, wenn eine Frau alleine im Keller Hilfe braucht, ich komm runter“, feixte ich und legte auf.
Unten an der Tür musste ich einen Moment warten, bis Binca die Tür öffnete. „ Hey Danny! Schön , das du kurz helfen kannst! Ich schaff das nicht alleine. Lara ist oben an der Bar und ich bereite für das Wochenende vor. Wir müssen nur was aus dem Keller ins Treppenhaus vor den Clubeingang schaffen.“
Damit war mein Treppenhaus gemeint, wo sich auch der hintere Clubeingang befand. Den Keller hatte ich bis jetzt noch nicht gesehen, aber davon gehört, das ein Ausbau in Planung war.
Am Ende der langen, flachen Treppe erreichten wir ein großes, sehr schönes Kellergewölbe. „Ich glaube, du warst noch nicht hier unten? Schau Dich ruhig um, wir haben tolle Pläne mit dem Keller. Bis hierher dient er nur als Getränkelager und zur Aufbewahrung für allerlei anderes Spielzeug“, Binca ging mir voraus und zeigte auf ein riesiges Ungetüm. “ Hier den Schwanz müssen wir nach oben schaffen!“ sagte sie glucksend. Was sich meinem Auge auftat war wirklich belustigend! Ein übergroßer Schwanz aus Pappmaschee in Hautfarbe stand mir gegenüber. Über zwei Meter hoch und mindestens 80 Zentimeter im Durchmesser. „ Eine wahre Freude einer jeden Frau, oder?“, lachte ich. „ Ein bisschen zu groß“, scherzte Binca zurück, „komm lass ihn uns nach oben tragen. Aber außen rum, die Gäste heute Abend sollen ihn noch nicht sehen.“ „ Den nehme ich alleine , mit der Grösse bin ich vertraut“, witzelte ich und nahm den Schwanz , wie man halt einen Schwanz trägt. Binca schmiss sich weg, sie lachte und gröhlte, und selbst kam ich aus dem Lachen auch nicht mehr raus. Im Treppenhaus angekommen, stellten wir den Schwanz vor dem Clubeingang ab.
„ Komm noch mit runter. Ich gebe Dir eine Cola aus! Und danke für deine Hilfe“. Immer noch von dem Anblick fröhlich gestimmt, folgte ich Binca an die Bar. Heute war „Wednesday`s Wildest Fetish“, eine der unterschiedlichen Mottoparties am Mittwochabend. Der Club war gut besucht, obwohl es mitten in der Woche war. Lara hatte ein bissel zu tun und Binca konnte nun schnell helfen, die kleine Traube an der Bar abzuarbeiten. Ich hatte also etwas Zeit und beschloss ,mir den zweiten Raum im Darkbereich genauer anzuschauen.
Der erste Raum mit der Liebesschaukel war leer , ich folgte den Geräuschen, die mir aus dem dahinterliegenden Bereich entgegenkamen. Auch dieser war in Schwarzlicht getaucht. Rechts befand sich eine abschließbare Spannerkabine mit einer Massageliege, hier konnte man sich ungestört hingeben und den Voyeurismus anderer genießen, da ein grosses Fenster den Genuss des Zuschauens ermöglichte.
Dann entdeckte ich das Andreaskreuz und der Anblick , der sich mir da bot, liess mich schaudern.
Ein älterer, nackter Mann mit Oberlippenschnäuzer und graumeliertem Haar hing dort. Hintern und Rücken waren übersät mit roten Striemen. Seine Domina hatte einen Siebenriemer in der Hand und es zischte immer wieder auf ihn ein. Ich fiel auf die Massagebank neben mir nieder.

Die Heizungstür fiel hinter uns zu. Ich wusste, gleich wird es weh tun! „Warum tut sie das?“ Meine Mutter band mir meine Hände immer mit Handtüchern an die riesigen Rohre der grossen Kellerheizung, so das ich mit dem Bauch zur Heizung stand. „ Wieviel willst du für deine Dummheiten?“: kam es aggressiv aus ihr heraus. „ Mir egal!“: meine Standardantwort. Ich hatte nie mitgezählt. Es waren aber einige und ich befahl mir jedes Mal, keinen Schmerz zu spüren, redete mir ein, das es nicht weh tun darf und war überzeugt, dass es allen Kindern so ging und daher völlig normal war.
Wenn sie dann endlich fertig war, durfte ich meist noch ein paar Stunden im dunklen Heizungskeller mit abgeschlossener Tür aussitzen. In der Regel befreite sie mich erst aus meinem düsteren Gefängnis, kurz bevor mein Vater nach Hause kam. Mein Vater schien von all dem nichts mit zu bekommen oder interessierte sich nicht dafür, er lebte in seiner Welt der Montagebauarbeiter. Meine Schwester und ich in der unseren.

Die Domina züchtigte weiter ihren Sklaven, riss ihn an seinen schütteren Haaren zurück und flüsterte ihm etwas ins Ohr, welches er stets mit einem devoten : „ Ja Herrin!“ beantwortete.
Genug von dem Schauspiel und meinen Gedanken ging ich zur Bar zurück, an der Binca schon mit der Coke auf mich wartete. „ Nochmal Danke, war doch auch ganz lustig!“ „Kein Ding, ich helfe gern, wenn ich kann“, zwinkerte ich ihr zu, trank die Cola und verabschiedete mich.
Larissa war mit ihren Helfern schon fertig und trank in gemütlicher Runde ihren Tee, als ich in der Wohnung ankam. „ Da bin ich wieder! Nochmal Herzlich Willkommen, vorhin musste ich ja schnell verschwinden“, kam ich in die Küche. „ Danke Danke, ich freue mich auch sehr“, erwiderte Larissa grinsend, „dass wird eine coole Zeit hier!“ „Denke ich auch. Ich muss jetzt aber ins Bett! Der Tag morgen wird lang. Schönen Abend Euch“, nickte ich in die Runde und ging auf mein Zimmer.
„ Was für eine Vorstellung war das denn bitte gerade da unten?“ dachte ich, innerlich immer noch aufgewühlt von dem Gesehenen . „Warum machen Menschen sowas? Das muss doch einen Grund haben und der kann nicht pervers oder abartig sein. Das muss tiefer sitzen, viel tiefer!“
Die Bilder in meinem Kopf mischten sich zu einem surrealen Bild aus Kindheitserinnerungen und dem gerade gesehenen. Meine Hände schwitzten, meine Gedanken kreisten. „Kann es gut sein? Ist es vielleicht eine Reise ins ich? Eine Art Reinigung?“ Ich machte mir Kerzen an und legte eine CD von Rio Reiser rein und legte mich hin. Mein Kopfkino hörte nicht auf und es gab für mich eigentlich nur noch eine Lösung.
Ich musste ans Kreuz!

Ein intimer Besuch – Kapitel 6

 

 

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